Das Jahr 2020 stellte für alle eine große Herausforderung dar – und auch das Jugendwohnen St. Ursula und die Bewohnerinnen blieben davon natürlich nicht verschont. Regelmäßige Änderungen der Corona-Schutzregeln, Home-Schooling und Lockdown’s sorgten einige Male für Verwirrungen bei den jungen Frauen. Zeitgleich beschäftigten sich die jungen Frauen dadurch aber intensiver mit der aktuellen Politik und dem Gesundheitssystem. „Ist der Lockdown so sinnvoll?“ „Muss ich mich wirklich an die Personenzahl halten?“ – das sind nur zwei der tausend Fragen, die sich die Bewohnerinnen selbst und auch den pädagogischen Fachkräften gestellt haben.
Auch wenn die ein- oder andere Regelung auf Missmut stieß, hielten sich die jungen Frauen vorbildlich an die Corona-Regelungen der Einrichtung und zeigten viel Verständnis für diese.
Umso erfreulicher war dann im Juni die Möglichkeit, auf eine Kanu-Tour für einige Bewohnerinnen zu fahren! Gemeinsam mit zwei Fachkräften und unserem Sachgebietsleiter Peter Steffen, ging es an die Lahn. Auf einer Strecke von ca. fünf Kilometern hatten die jungen Frauen dann die Möglichkeit, sich als Kanu-Fahrer*in zu testen und Abstand von Corona, Home-Schooling und Lockdown zu bekommen.
Nach diesem tollen – aber auch anstrengendem Tagesausflug genoss die kleine Gruppe gemeinsam das schöne Wetter im Innenhof der Einrichtung und grillten zum Abschluss des Tages.
Auch die anderen Angebote der Einrichtung fanden Zuspruch der Bewohnerinnen. Besonders der Koch- und Backkurs wurde rege besucht. Von einfachen und schnellen Rezepten bis hin zu kulturellen Gerichten der verschiedenen Bewohnerinnen wurde alles ausprobiert und zubereitet, um die Ergebnisse natürlich dann gemeinsam auch zu genießen!
Ein weiteres Highlight des Jahres war die traditionelle Weihnachtsfeier. Auch hier war die Planung herausfordernder als in den vorherigen Jahren, da die Schutzregelungen einzuhalten waren. Da aber auch die jährlichen Weihnachtsmärkte in der Stadt dieses Jahr wegfielen und einige Bewohnerinnen besonders diese vermissten, entschlossen wir uns für einen kleinen „St.Ursula-Weihnachtsmarkt“
Bei alkoholfreiem Glühwein, frischen Waffeln und anderen Leckereien trafen sich die Fachkräfte und jungen Frauen gemeinsam im Innenhof der Einrichtung. Ein kleines Lagerfeuer und weihnachtliche Musik sorgten für die passende Stimmung und führten zu angenehmen Gesprächen zum Abschluss des Jahres.
Upcycling gehört seit Jahren zum Trend. Ein hippes Wort was nichts anderes bedeutet als Gegenstände zu recyceln und damit aufzuwerten.
Auf diesen Zug sind wir auch aufgesprungen. Upcycling ermöglicht es uns, sich kreativ auszutoben und Alltagsgegenständen eine ganz individuelle Note hinzuzufügen, bzw. diese umzufunktionieren.
Das hat unsere Bewohnerinnen besonders angesprochen. Bereits in einem früheren Projekt wurden Schallplatten zu Aufbewahrungsschalen umgestaltet, und der Wunsch kam auf, auch andere Dinge daraus herzustellen.
Die Fantasien sprudelten und schnell war die Idee, Wanduhren aus Schallplatten zu gestalten, geboren. Auf der Suche nach Materialien für unser Wanduhren-Projekt, spielte unter anderem der Kostenfaktor eine Rolle. Hier half uns die Nachbarschaft aus und spendete genügend Schallplatten und Bastelmaterialien.
Den Bewohnerinnen hat es riesigen Spaß gemacht, mit verschiedenen Möglichkeiten etwas ganz Eigenes zu gestalten. Neben den vorhandenen Dekorationsmöglichkeiten für die Uhr, wie Acrylfarbe, Deko Papier, Sticker, Perlen und Knöpfe, haben sich die Bewohner auch eigene Besonderheiten zum Verarbeiten mitgebracht. Schere und Heißkleber, sowie Pinsel und Farbe, waren heiß begehrt. Ein kreatives Chaos beherrschte den Tisch und jeder schien seinen eigenen Plan konzentriert zu verfolgen. Es entstanden interessante Gespräche über die Medien von damals und heute, und, wie selbstverständlich, über den Upcycling-Trend. Welche Projekte als nächstes angegangen werden sollen; welche Dinge keine Funktion mehr haben und man ihnen so wieder einen Wert zuordnen kann bevor sie in der Mülltonne landen; oder auch, wie man das eigene Apartment mit geringen Mitteln aufwerten kann.
Beim Einsetzen des Uhrwerks wurde es ein wenig komplizierter. Die jungen Frauen unterstützten sich gegenseitig, kamen Schritt für Schritt ans Ziel und fanden ohne Anleitung heraus, in welcher Reihenfolge die Einzelteile zusammengesetzt werden mussten. Neben dem anregenden Austausch und der gegenseitigen Hilfe entstanden so am Ende einzigartige Kunstwerke, welche einen praktischen Nutzen haben und nun ein Hingucker im eigenen Apartment sind.
Autorin: Jugendwohnen St. Ursula/Frau Kureck
„Es ist anders…“ „Wie anders?“ „Anders, weil man mit Pädagogen dann auch noch Spaß haben kann!“, erklärt die Bewohnerin des Jugendwohnens St Ursula Nicole (26). Auch in diesem Jahr durften die jungen Frauen die Vielfalt an hausinternen Angeboten erfahren. „Das Highlight des Jahres? Lass mich mal überlegen!“ Jessica (18) zögert mit ihrer Antwort und findet mehrere Ereignisse, die sie hervorheben möchte. Im Jahr 2018 hat sie an zwei Projekten teilgenommen, die viel Auffrischung und einen individuellen Touch in einige Räumlichkeiten brachten. Die Terrasse mit ihren neuen Möbeln, Blumen- und Kräuterbeeten ist noch ansprechender geworden und war im Sommer ein beliebter Aufenthaltsort. Das Wohnzimmer hat auch einige Veränderungen erlebt, wobei der selbstgemachte Tisch ein besonderer Hingucker geworden ist (s. Bild). Nun lädt der gemütliche Raum seine Gäste auf einen Filmabend oder wöchentlichen Kaffee-Treff ein. Während der Ferienzeit fanden diverse Aktivitäten wie z.B. der Besuch eines Stadtfestes und eines Observatoriums statt. Auch das Grillen mit dem Nachbarhaus wurde in Rahmen der Tradition nicht vergessen.
Seit März 2018 bietet das Jugendwohnen St. Ursula eine W-Lan Verbindung für jede Bewohnerin an. Für die Meisten ein erfüllter Wunsch. „Nun kann ich an meinem Datenvolumen sparen und muss keine hohe Kosten zahlen.“, so Jessica (18).
Auch die Konstellation des pädagogischen Teams hatte ein Update, welches von Bewohnerinnen des Hauses gut aufgenommen wurde. Diese bestätigen, dass jede neue Pädagogin „einen frischen Wind“ reinbringt. Das brachte uns auf die Idee, das Projekt „Full House“ durchzuführen, das den Bewohnerinnen ermöglicht, sich und neue Teammitglieder durch unterschiedliche aktive und weniger aktive Angebote kennenzulernen.
Nicole, die seit vier Jahren in der Einrichtung wohnt, berichtet, dass es für sie besonders in diesem Jahr eine lehrreiche Erfahrung war, viele junge aus verschiedenen Ländern geflüchtete Frauen kennen zu lernen und zu beobachten, wie schnell sie sich in eine neue Gesellschaft integrieren.
Im Herbst bereiten wir uns auf die Weihnachtszeit vor, in der Hoffnung, dass die heilige Ursula uns durch das kommende Jahr begleiten wird. Die Jugendliche und jungen Erwachsenen des Jugendwohnens wünschen sich jedes Jahr etwas Besonderes. Es bleibt nur abzuwarten, ob der ein oder andere Wunsch in Erfüllung geht.
„Darum sage ich euch: Alles, worum ihr betet und bittet – glaubt nur, dass ihr es schon erhalten habt, dann wird es euch zuteil.“ (Markus 11,24)
Jugendwohnen St. Ursula – Alessja Hasanov